17. Oktober 2026

314. Begegnung

Emmanuel Frémiet, Gorilla, eine Frau raubend, Freunde des Albertinum e.V., 314. Begegnung der Künste

Emmanuel Frémiet(1824–1910)

Gorilla, eine Frau raubend

1887 | 198 x 129 x 177 cm | Gips | Vom Künstler 1894 durch Graf Rudolf von Rex, Paris | Albertinum, Staatliche Kunstsammlungen Dresden

Musik | Musik für Vibraphon, Marimbaphon, Percussion und Flöten mit Katarina Böhm-Prokein und Cornelius Altmann
Literatur | Französische Erzählungen

Emmanuel Frémiet war einer der bedeutendsten Bildhauer Frankreichs im 19. Jahrhundert. Berühmt wurde er vor allem durch seine naturalistischen, kleinformatigen Tierskulpturen, mit denen er schon als junger Künstler Erfolge feierte.
Die Idee des „Frauenraubenden Gorillas“ beschäftigte Frémiet zweimal: 1859 zeigte er eine erste Gruppe im Pariser „Salon“, in der die Jury jedoch die guten Sitten verletzt sah und das „garstige Drama“ ablehnte. Viele Jahre später – 1887 – gewann der Künstler jedoch eine Ehrenmedaille für die zweite Fassung seines Werkes, das genauso fesselte wie es abstieß. Es waren die großen Kontraste zwischen Schönheit und Bestialität, glatter Haut und haarigem Fell, die die Betrachtenden in ihren Bann zogen. Und natürlich die Konfrontation mit einem höchst umstrittenen Thema: der Entführung einer Frau durch ein wildes Tier. Nachdem das Werk auf der Weltausstellung 1889 in Paris ein zweites Mal gezeigt wurde, empfahlen Kritiker, man solle es „in den dunklen Ecken des Industriepalastes“ verstauen, so groß waren die Kontroversen. Und denkt man nicht heute unweigerlich an „King Kong“?
Der damalige Direktor der Skulpturensammlung im Albertinum, Georg Treu, begann nach der Eröffnung des Museums 1894, mit großem Weitblick zeitgenössische Kunst zu sammeln, die Werke der französischen Bildhauer wie Auguste Rodin, Albert Bartholomé und eben Frémiet gehörten dazu.

Astrid Nielsen