26. April 2025
308. Begegnung
Wasja Götze(* 1941)
Ein langer Tag im Januar
1977 | 75 x 55 cm | Öl auf Hartfaser | Leihgabe der Gesellschaft für Moderne Kunst in Dresden e. V. |
Wasja Götze gehört zu den wenigen ostdeutschen Pop Art-Künstlern. Der gebürtige Sachse studierte von 1962 bis 1968 Gebrauchsgrafik an der Burg Giebichenstein in Halle. Erste Eindrücke von Pop Art verdankte er dem Werk von Willy Wolff und Kunstbüchern aus dem Westen. Davon ausgehend entwickelte er eine eigene Version dieser Kunstrichtung. Versatzstücke aus Propaganda, Alltagskultur und Massenmedien „montiert“ er zu hintersinnigen Schaubildern, in denen er seine Weltsicht verhandelt. Doch Götzes lebenskünstlerisches Streben blieb nicht auf die Malerei begrenzt. Er sang selbstverfasste Lieder zu Gitarre. Im Sommer wanderte er mit dem Dresdner Matz Griebel durchs Land, von Gasthaus zu Gasthaus, wo sie gegen Kost und Logis „Konzerte“ gaben. Und als begeisterter Rennradfahrer begründete er die legendäre Petersbergralley – ein feuchtfröhlicher, vollkommen unsportlicher Fahrradumzug. Das Haus der Familie in der Hallenser Burgstraße war Schauplatz selbstorganisierter Kunstaktionen und legendärer Feste. Der Staatssicherheit waren Götzes umtriebige Aktivitäten von Anfang an verdächtig. Seine Bilder, so heißt es in einem Bericht, trügen keineswegs dazu bei, „sozialistisches Gedankengut“ zu vermitteln. Im Bild „Ein langer Tag im Januar“ hat Götze die permanente Überwachung seines Lebens in der DDR verarbeitet.
Mathias Wagner
