10. Juli 2021

287. Begegnung

Gerhard von Kügelgen (1772–1820)

Saul und David

1807 | 118,5 x 99,5 cm | Öl auf Leinwand | 1933 erworben aus Privatbesitz, Berlin, als Schenkung des Dresdner Museumsvereins |

Musik | verschiedener Stilepochen für Klavier und Klarinette mit Studierenden der Hochschule für Musik
Literatur | Texte von Franz Fühmann und Stefan Heym

Am 27. März 2020 jährte sich der Mord an Gerhard von Kügelgen zum 200. Mal. Zu seinem Gedächtnis befasst sich die Begegnung der Künste mit dem Gemälde „Saul und David“. Kügelgen hatte das Werk 1807 für den Kaufmann Christian Klein aus Riga geschaffen. Die Szene aus dem Alten Testament (1 Samuel 16, 14–23) ist in gewisser Weise eine Allegorie auf die besänftigende Wirkung der Musik. Der junge David beruhigte mit seinem Harfenspiel den König Saul, wenn dieser „vom bösen Geist befallen“, sprich melancholisch gestimmt war. Als Vorbild für den Saul wählte Kügelgen den Maler Caspar David Friedrich, mit dem er befreundet und dessen Schwermut in Dresden allgemein bekannt war. Seine Haltung mit dem auf der Hand aufgestützten Kopf entspricht dem alten Topos, der den schöpferischen Menschen mit der Personifikation der Melancholie gleichsetzt. Friedrich und Kügelgen standen im stetigen Austausch über Bildthemen, die der eine durch Landschaften und der andere durch Figurenbilder zum Ausdruck brachte.

Holger Birkholz