28. März 2020

286. Begegnung

Gerhard von Kügelgen (1772–1820)

Saul und David

1807 | 118,5 x 99,5 cm | Öl auf Leinwand | 1933 erworben aus Privatbesitz, Berlin, als Schenkung des Dresdner Museumsvereins |

Musik | Musik für Blockflöten aus verschiedenen Stilepochen von Solo bis Trio; mit Studenten der HfM: Anna-Lena Horst, Christiane Buck, Alexander Ebert
Literatur | Texte von Franz Fühmann und Stefan Heym

Am 27. März 2020 jährt sich der Mord an Gerhard von Kügelgen zum 200. Mal. Der viel geschätzte Künstler war auf dem Heimweg von seinem Loschwitzer Atelier nach Dresden an der Bautzner Straße in der Nähe des Waldschlösschens Opfer eines Raubmords geworden. Zu seinem Gedächtnis befasst sich die Begegnung der Künste mit dem Gemälde „Saul und David“. Kügelgen, der 1795 bis 1803 im Baltikum und in St. Petersburg tätig war, hatte das Werk 1807 für den Kaufmann Christian Klein aus Riga geschaffen. Die Szene aus dem Alten Testament (1 Samuel 16, 14-23) ist in gewisser Weise eine Allegorie auf die besänftigende Wirkung der Musik. Der junge David beruhigte mit seinem Harfenspiel den König Saul, wenn dieser „vom bösen Geist befallen“, sprich melancholisch gestimmt war. Als Vorbild für den Saul wählte Kügelgen den Maler Caspar David Friedrich, mit dem er befreundet und dessen Schwermut in Dresden allgemein bekannt war. Seine Haltung mit dem auf der Hand aufgestützten Kopf entspricht dem alten Topos, der den schöpferischen Menschen mit der Personifikation der Melancholie gleichsetzt. Friedrich und Kügelgen standen im stetigen Austausch über Bildthemen, die der eine durch Landschaften und der andere durch Figurenbilder zum Ausdruck brachte.

Holger Birkholz