16. November 2019

284. Begegnung

Markus Lüpertz (*1941)

Rast – dithyrambisch

1974 | 162 x 130 cm | Öl auf Leinwand | Leihgabe der Stiftung G. und A. Gercken im Albertinum | GNM |

Musik | Trio für Flöte, Viola und Harfe von Claude Debussy und Arnold Bax, gespielt von Musikerinnen der Dresdner Philharmonie
Literatur | Geschichten von Siegfried Lenz und Heinrich Böll

Ausgehend vom antiken Dithyrambos, einem ekstatischen Lobgesang auf den Gott Dionysos, entwickelte Markus Lüpertz in den 1960er-Jahren das Konzept der „dithyrambischen Malerei“. Einfache Dinge wie Sandhügel, Felsen, Mauern und Baumstämme – nach Lüpertz „jeder Gegenstand, der im Wege steht“ – setzte er als voluminös-plastische Formen monumentalisierend ins Bild. In der dem Erhabenen zuneigenden bildnerischen Geste verband sich schon früh das Bekenntnis zu einer leidenschaftlich praktizierten, expressiv-realistischen Malerei (zu einer Zeit, als diese allgemein für überwunden galt) mit dem Selbstverständnis als genialischer Künstler. Für seine Serie von „Deutschen Motiven“ übertrug Lüpertz in den 1970er-Jahren den Modus, Formen und Inhalte mythisch aufzuladen, auf symbolträchtige Requisiten des Krieges wie Stahlhelme, Brustpanzer, Fahnen, Lafetten und Feldspaten. Das großartige Pathos der Malerei berührt in diesen Bildern unheilvolle und verdrängte Erinnerungen an die deutsche Vergangenheit ebenso wie die Frage, welche Rolle die Kunst in der kollektiven Geschichtsbildung und der nationalen Erinnerungskultur spielt.

Mathias Wagner