13. November 2021

290. Begegnung

Gotthardt Kuehl(1850–1915)

Waisenkinder in Lübeck

1884 | 98 x 125 cm | Öl auf Leinwand |

Musik | Philharmonie – Ensemble Mediterrain
Literatur | Erzählungen von Ada Christen und Gabriele Reuter

Das Bild von den in ihre Näharbeit versunkenen Mädchen entstand während des zehnjährigen Aufenthalts Gotthard Kuehls in Paris. Von dort hatte der Künstler angeregt durch Max Liebermann zahlreiche Reisen nach Holland und Norddeutschland unternommen und sich mit Motiven in Handwerkerstuben sowie in Waisen- und Altmännerhäusern beschäftigt. Gern ließ er in seinen sozial geprägten Milieuschilderungen, die sich durch eine malerisch subtile Behandlung von Lichteffekten auszeichnen und seinen Durchbruch zum Impressionismus markieren, auch genrehafte Momente anklingen. Die idealisierte Darstellung einer vermeintlichen Realität mögen ein Grund gewesen sein, dass diese Werke in Paris hohe Wertschätzung fanden. So zeichnet sich das Gemälde „Waisenkinder in Lübeck“ neben dem fein nuancierten Farbspiel von warmen Rottönen, strahlendem Weiß und leuchtendem Gelb und Grün auch durch die idyllische Szenerie mit umgestürztem Hocker und spielenden Katzen aus. Als Kuehl das Bild 1884 im Pariser Salon präsentierte, wurde es mit einer Goldenen Medaille ausgezeichnet.

Heike Biedermann