01. Oktober 2022
294. Begegnung
Oskar Zwintscher(1870 – 1916)
Fruchtsegen
1913 | 125 x 105 cm | Öl auf Leinwand | 2019 erworben aus Sammlungsnachlass der Familie Eduard Merzinger (sen.), mit Hilfe der Ernst von Siemens Kunststiftung und den Freunden der Galerie Neue Meister e. V. |
Das großformatige Gemälde „Fruchtsegen“ stammt aus Zwintschers später Schaffensphase. Seine ungewöhnliche Ikonografie verbindet sich mit einer großen Bravour des malerischen Vortrags. Das ornamentale Flächenmoment der üppigen Flora entlang eines von Steinmauern umfassten Hanges wurzelt in der Kunst des Jugendstils und lässt Vergleiche mit Bildern von Gustav Klimt zu. Gleichwohl besitzt das Gemälde große Eigenständigkeit in seiner künstlerischen Invention. Über der dargestellten Blüten- und Früchtepracht verweist die Mutter-Kind-Gruppe in einer grün umrankten Pergola auf christliches Gedankengut, das sich mit einer paganen Tradition vermengt: Mutter- und Fruchtbarkeitskult finden in der Gestalt Marias ebenso ihren Ausdruck wie in jener der antiken Göttin Ceres / Demeter. Von der Pergola herab blickt die Gruppe auf einen grünen Pflanzenteppich, durchsetzt von Äpfeln, Pfirsichen, Birnen, Orangen und Blumen, anhand derer der spätsommerliche Reichtum der Natur verherrlicht wird.
Andreas Dehmer
