29. Januar 2022

291. Begegnung

Ernst Barlach(1870 – 1938)

Schwangeres Mädchen

1924 | 86,4 x 25 x 16,5 cm | Lindenholz | Erworben 2021 aus Privatbesitz mit Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung und der HERMANN REEMTSMA STIFTUNG |

Musik | Rainer Promnitz (Cello) und Cornelius Altmann (Vibraphon)
Literatur | Erzählungen von Franz Kafka und Arnold Zweig

Ernst Barlach, einer der bedeutendsten deutschen Künstler des 20. Jahrhunderts, verstand sich selbst hauptsächlich als Holzbildhauer. Die Holzskulpturen, die er in den drei Jahrzehnten zwischen 1907 und 1937 schuf, machen den Kern seines vielschichtigen Œuvres aus. Daneben wurde der vielfach Talentierte, der in den frühen 1890er Jahren an der Dresdner Kunstakademie studiert hatte, auch in anderen Bereichen tätig – Barlach war ein begnadeter Zeichner, ein innovativer Grafiker und wortgewaltiger Schriftsteller. In seiner lebenslangen Beschäftigung mit der menschlichen Figur übte er zum einen Kritik an seiner Zeit – gerade nach den verheerenden Erlebnissen des Ersten Weltkrieges und dessen Auswirkungen –, aber zugleich schuf er auch Gestalten von zeitloser Gültigkeit. In der reduzierten äußeren Gestalt seiner Figuren, die oft Eiferer, Zweifelnde, Notleidende oder Versehrte, aber auch Suchende und Sinnende sind, werden elementare menschliche Wesenheiten erfasst und zum Ausdruck gebracht. Barlachs „Schwangeres Mädchen“ von 1924 ist ein repräsentatives Beispiel für seine Schnitzkunst und charakteristisch für seine Gewandfiguren. Dank großzügiger finanzieller Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung (EvSK) und der HERMANN REEMTSMA STIFTUNG konnten die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden dieses Werk Ernst Barlachs im März 2021 für das Albertinum erwerben.

Astrid Nielsen